Body Love
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Brain Metronome |
Durchschnittswertung: |
10.67/15 (3 Rezensionen) |
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Besetzung
Gastmusiker
Tracklist
Disc 1 |
1. |
Stardancer
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13:38
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2. |
Blanche
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11:44
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3. |
P:T:O:
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27:12
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4. |
Lasse Braun
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22:26
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Gesamtlaufzeit | 75:00 |
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Rezensionen

Ein völlig zu Unrecht oft übersehenes Werk des Meisters. Zwar "nur" ein Soundtrack (noch dazu zu einem Erotikfilm, was die Erwartungen nicht unbedingt nach oben schraubt), dennoch für mich eine der besten Alben von Klaus Schulze.
1. Stardancer
Schon die ersten Sekunden des Songs wissen zu begeistern. Eine leise beginnende Synthesizer-Sequenz wird durch allerlei Sounds mit ordentlich Delay gebrochen, ein wunderbarer Chorsound begleitet die sich steigernde Intensität der verfremdeten Drums, bis dann nach und nach weitere Loops hinzukommen und sich ein Rhythmus aus den Klangkaskaden herausschält. Wie so oft bei Klaus Schulze entwickelt dieses Stück eine fast hypnotische Wirkung. Leider tut sich dann nach der Hälfte der Spielzeit nicht mehr viel, es dudelt eben so vor sich hin, was manchen Hörer vielleicht etwas nerven könnte.
2. Blanche
In Kontrast dazu beginnt das wunderschöne "Blanche" sehr ruhig mit einem Synthesizer-Teppich und Klavier, zu denen sich nach und nach andere Sounds gesellen. Es bleibt immer sehr atmosphärisch und verträumt, ein perfekter Soundtrack für kahle Herbsttage: Kerzenlicht, eine Tasse heißen Tee und dieses Stück...
3. P:T:O:
Unter diesem mysteriösen Titel finden wir mit knappen 27 Minuten das längste Stück dieser Platte. Auch hier anfangs wieder die Synthi-Sounds schlechthin, warmer Bass, sphärische Chöre... eben Klaus Schulze. Musik zum Sich-Entführen-Lassen... ab der vierten Minute kommt dann etwas mehr Leben in das Stück: eine in ihrer Einfachheit geniale Loop mit Sogwirkung baut sich auf und führt den Hörer ganz behutsam in den rhythmischen Teil des Stückes. Ab der sechsten Minute setzt dann das Schlagzeug, das sich dann wiederum ganz langsam steigert... Das ganze kann bei entsprechender Höratmosphäre sehr hypnotisch wirken, man kann sich total in den Klangwelten verlieren. Dann, nach guten 22 Minuten, ein Antiklimax: ein skuriller Effekt (der bei mir eine Assoziation zum "Fallen" hervorruft), gefolgt von einem rhythmus-freien, erneut sehr sphärischen Part, der an den Anfang anknüpft und somit den Kreis schließt.
Alles in allem eine durchwegs überzeugende Scheibe. Auch Leute, die normalerweise nicht so auf elektronische Musik stehen, sollten ruhig mal ein Ohr riskieren (obwohl ein Antesten im Laden sehr unbefriedigend ist, diese Musik lebt auch sehr von Höratmosphäre).
Anspieltipp(s): |
schwer zu sagen (wie gesagt: Kerzenlicht, Tee und kahle Herbstabende) |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
22.5.2002 |
Letzte Änderung: |
22.5.2002 |
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Die sogenannte Kosmische Musik ist nichts weniger als kosmisch. Der Kosmos ist vor allem eins: ungeheuerlich kalt und leer. Und wo er das nicht ist, ist er meist elend heiß und turbulent. Insgesamt also lebensfeindlich und bedrohlich. Das Bestreben der Kosmischen Musik ist nun aber nicht, diese mehr als ungemütliche Unwirtlichkeit zu vergegenwärtigen. Im Gegenteil: in wabernden Klanggemälden wird der Hörer in eine gluckernde Blase der Wohligkeit versetzt, in akustische Embryonalhüllen, die den zunehmend ent-fernten, entzauberten und entgötterten nackten Himmel der modernen Naturwissenschaften wieder mit schützenden mythischen Sphärengebilden umkleiden sollen, um die Hilflosigkeit und Zerbrechlichkeit des Menschenwesens zu übertünchen. Auch die LP-Hüllen-Bilder von Klaus Schulzes frühen Alben sprechen Bände: auf "Irrlicht" sucht eine Figur den Weg zurück in eine Sphäre, auf "Cyborg" greift ein ähnliches Wesen heischend nach einer himmlischen Kugel, "Picture Music: Mental Door" drapiert eine nackte Figur an nabelschnurartigen Fäden,und "Moondawn" zeigt schließlich Schulze selbst im Innenraum des musikalisch beschworenen Kreises.
Aber was könnte diese hemmungslos intra-uterinalen Utopien besser illustrieren als das ebenfalls stark intra-uterinal geprägte Treiben in einem Pornofilm?
Denn als Soundtrack zu dem gleichnamigen solchen fungiert "Body Love". Vielsagend auch: diesmal liefert Schulze gleich die Entschuldigung für den gegenüber elektronischer Musik gerne geäußerten Vorwurf "Das klingt ja alles gleich" mit: der Porno wurde schon zu bereits veröffentlichter Schulze-Musik gedreht, an deren Rhythmik er sich also aus praktischen Gründen orientieren musste, als er den neu beauftragten dedizierten Soundtrack aufnahm.
Es blubbert, schwebt, moog-soliert, beschaulich, sanft rhythmisch und fließend. Nicht nur die musikalischen Zutaten wiederholen sich, auch dem Rezensenten fällt es schwer, neue beschreibende Klischees zu finden, die nicht schon in anderen Schulze-Rezis ad nauseam verwendet wurden. Der Vorteil: wer diesen Stil sowieso mag oder wer ihn kennenlernen möchte, der kann hier bedenkenlos mit einem exemplarischen Album einsteigen, wer ihn nicht mag, den wird auch "Body Love" nicht bekehren.
Was "Body Love" allerdings wenigstens zu einem gewissen Grad "rausreißt" und abhebt, ist die Mitwirkung von Schlagzeuger Harald Grosskopf, der den elektronischen Sphärengebilden gelegentlich die dringend notwendig Verankerung im Nicht-Synthetischen und Erdig-Rhythmischen liefert, so dass sich insbesondere in "P.T.O." nach einigen Minuten eine hypnotisch-fesselnde Stimmung entwickelt, die mit dem Album einigermaßen versöhnt.
Leider wird dieser Eindruck durch den trotz behutsam tabla-artiger Percussion mehr als ruhigen und zähen Bonustrack der 2005er Revisited Records Ausgabe, "Lasse Braun" (eine - mit Grund, unke ich - vorher unveröffentlichte Aufnahme aus den gleichen Sessions), wieder zunichte gemacht. Außerdem fallen in diesem Titel gelegentliche Verzerrungen im Klangbild auf, die schon andere der Schulze-Wiederauflagen plagten (vgl. Andreas' Bemerkungen zu Dig It).
Anspieltipp(s): |
P.T.O. (Zeit nehmen) |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
9.8.2005 |
Letzte Änderung: |
10.8.2005 |
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Man kann "Body Love" durchaus den Vorwurf machen, dass es mehr oder weniger klingt wie der Vorgänger "Moondawn". Aber es handelt sich hier um eine Auftragsarbeit, und der Auftrag lautete nun mal, Musik im Stil von "Moondawn" zu komponieren. Wer wollte Schulze einen Vorwurf daraus machen, den Wünschen seines Auftraggebers entsprochen zu haben?
Der Bonustitel "Lasse Braun" reiht sich nahtlos in die regulären Stücke ein: klassischer Schulze, vielleicht etwas ruhiger als der Rest des Albums. Erinnert etwas an das erste Stück von "Picture Music".
Somit würde ich "Body Love" als solide Handwerksarbeit bezeichnen. Nicht das innovativste Schulze-Album - aber um Innovation ging es hier auch gar nicht. Wer Alben wie "Moondawn" mag, wird auch an "Body Love" gefallen finden.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
10.8.2005 |
Letzte Änderung: |
10.8.2005 |
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