Quantum Gate
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Kscope |
Durchschnittswertung: |
10/15 (2 Rezensionen) |
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Besetzung
Edgar Froese |
synthesizer |
Thorsten Quaeschning |
guitar, synthesizer, bass |
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Ulrich Schauss |
synthesizer |
Yoshiko Yamane |
violin |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Sensing Elements
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14:34
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2. |
Roll the Seven Twice
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6:38
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3. |
Granular Blankets
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5:22
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4. |
It is Time to Leave When Everyone is Dancing
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6:38
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5. |
Identity Proven Matrix
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5:25
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6. |
Non-Locality Destination
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10:38
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7. |
Proton Bonfire
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8:42
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8. |
Tear Down the Grey Skies
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6:16
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9. |
Genesis of Precious Thoughts
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9:10
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Gesamtlaufzeit | 73:23 |
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Rezensionen

Das vorliegende Werk war bereits für Ende 2016 angekündigt worden (laut "Eclipsed" das 40. (Studio)Album, "All Music" zählt - ohne Kompilationen - weit über 100 Veröffentlichungen, auf den BBS ist diese hier die 164. Besprechung mit einem Gesamtwertungsschnitt von 8,33). Quantum Gate ist nicht weniger als Edgar Froeses postmortales Vermächtnis. Ähnlich einem Freddy Mercury mit Made In Heaven scheint der Elektronikpionier geraume Zeit nach seinem biologischen Ableben plötzlich wieder aufzuerstehen.
Geboten wird auf dem Jubiläumsalbum („50 Years of Tangerine Dream for release on KSCOPE“) das, was die Hörer von Tangerine Dream kennen und von Tangerine Dream erwarten: Sequencergerüste mit knackigen ADSR-Hüllkurven, ostinate Figuren, geprägt von dynamisch variablen VCF-Filtern. Die Sequencerpatterns dienen als rhythmische Basis für die in gleicher Weise wandelbaren polyphonen Flächen übereinandergeschichteter Synthesizersounds. Die sind in weiten Hallräumen angeordnet und klingen analog warm, wirken hypnotisierend und meditativ. Die verbliebenen Tangerines geben sich keine Mühe, mit ihren Obertonstrukturen Ähnlichkeiten mit realen Musikinstrumenten zu erzeugen. Denn so hat es der Meister mit seinen Konzepten gewollt. Und das war das Anliegen: Froeses Ideen und Serien musikalischer Fragmente in einem Konzeptalbum zu realisieren; Thema ist der Versuch, Aspekte von Quantenmechanik und Philosophie in Musik zu übersetzen. Thorsten Quaeschning und seine Mitstreiter haben die Blaupausen des Bandgründers zu einem breiten Spektrum an Stimmungen und Atmosphären vervollkommnet.
Quantum Gate wurde zwischen August 2014 und Juni 2017 in Berlin und Wien aufgenommen, unter der Führung von Thorsten Quaeschning gemixed und in den Sundlaugin Studios zu Reykjavik gemastert. Die geschmackvolle Covergestaltung stammt von Froeses Witwe Bianca Froese-Aquaye. Diese CD/Vinyl-Doppel-LP hätte genauso gut vor 30 Jahren erscheinen können. Das ist nicht abwertend gemeint, im Gegenteil. Es gibt vieles wiederzuentdecken, Retro-Electronic, sozusagen.
Getreu der Vorstellung, Tangerine Dream sei eher eine Idee als eine definierte Gruppe von Musikern, ist das Projekt zukunftssicher eingerichtet und soll mit wechselndem Personal fortgeführt werden, „möglicherweise weitere 100 Jahre lang“. Quantum Gate ist das erste Statement dieses Bestrebens. Wir verbeugen uns vor einem der großen Visionäre elektronischer Musik.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
1.10.2017 |
Letzte Änderung: |
22.10.2017 |
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Da ist es also, das erste Vollängenalbum von Tangerine Dream das nach Edgar Froeses Tod veröffentlicht wurde, und auch das erste Vollängenstudioalbum des Zyklus "The Quantum Years", der wohl im Jahre 2014 begonnen hat. Im Weltweiten Netz sind zwar bisweilen Vermutungen zu finden, dass dieses wohl das letzte Tangerine-Dream sein wird, doch will die Formation offenbar weitermachen, auch ohne Froese. Dieser ist übrigens als Mitspieler aufgeführt, was andeuten könnte, dass hier einige seiner letzten Aufnahmen als Grundlage gedient haben. Vermutlich war er aber vornehmlich die Inspirationsquelle dieser Musik, die seinen letzten Ideen, Konzepten und Vorgaben folgt.
In klanglich-stilistischer Hinsicht bieten Tangerine Dream hier eigentlich (wieder) recht klassische Elektronik, klar im Geiste der von der Band vor nun ziemlich genau 50 Jahren mitgegründeten Berliner Schule. Wobei der dafür typische Sound erst ein paar Jahre später ausgeprägt war. Dynamische Sequenzerlinien, auf- und abwogende Synthesizerflächen, repetitive Rhythmusmuster bestimmen das Klanggeschehen, ergänzt um allerlei Elektronikverzierungen, seltene Gitarreneinlagen und symphonische Tastenschübe. Dazu kommen allerdings auch diverse modernere Ingredienzien, insbesondere viele wummernde Rhythmen und perkussive Einlagen (inklusive des leidigen Plastikklatschen – man höre "Sensing Elements"), die in der rezenteren Musik der Tangs ja nicht unbedingt selten sind. Von Yoshiko Yamanes Violine ist dagegen kaum wirklich etwas zu hören (eigentlich nur im abschließenden "Genesis Of Precious Thoughts"). Oder, ihre vermutlich auch in den anderen Nummern vorhandenen Tonschöpfungen sind kaum einmal als Violinenklänge zu erkennen.
Mein Vorschreiber stellt fest, dass "Quantum Gate" genauso gut vor 30 Jahren hätte erscheinen können (also Mitte bis Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts). Das kann man so stehen lassen, wobei die Produktion hier natürlich um einiges fetter und klangvoller ist. Zudem beinhaltet das Album doch sehr viel Tanzbares, was damals noch einigermaßen selten, neuartig und innovativ war. Mir persönlich sagt solche Dance-Elektronik allerdings nicht wirklich zu. Retro-Elektronik? Schon, doch schätze ich Retro-E-Musik ohne Ums-Ums-Ums, die sich auf die 70er-Jahre bezieht, deutlich mehr, und bin eigentlich der Meinung, dass von Tangerine Dream nach "Exit", spätestens "Hyperborea", nicht mehr viel Brauchbares kam.
Vieles hier, "Sensing Elements" z.B., "Tear Down The Grey Skies" (klingt etwas nach Jarre), "Identity Proven Matrix", "Proton Bonfire" oder auch das abschließende "Genesis Of Precious Thoughts", kann aber auch ein konservativer Adept des krautig-kosmisch-metaphysischen Klangblubberns gut hören. Trotzdem, die große (progressive) Zeit von Tangerine Dream ist lange vorbei, auch wenn die Band mit "Quantum Gate" zeigt, dass sie durchaus eine eigenständige und moderne Version ihres spezifischen Sounds schaffen kann. Mir ist’s aber zu modern ... oder, eigentlich ist das ja auch schon wieder retro (auf die 80er und 90er bezogen – siehe oben), und damit eigentlich weniger zeitlos als das formlose Klangwabern, mit dem die Tangs einstmals begonnen haben.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
15.10.2017 |
Letzte Änderung: |
13.11.2017 |
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