Thirsty Moon
|
|
Informationen
Allgemeine Angaben
|
Label: |
Brain - Metronome |
Durchschnittswertung: |
10/15 (1 Rezension) |
|
Besetzung
Norbert Drogies |
Drums, Percussion |
Michael Kobs |
E-Piano |
Erwin Noack |
Percussion, Congas |
Willi Pape |
Sax, Clarinet, Flute, Percussion |
|
Harald Konietzko |
Bass, 12-String-Guitar, Vocals |
Jürgen Drogies |
Guitars, Percussion |
Hans Werner Ranwig |
Organ, Percussion, Vocals |
|
Tracklist
Disc 1 |
1. |
Morning sun
|
5:24
|
2. |
Love me
|
3:54
|
3. |
Rooms behind your mind
|
3:18
|
4. |
Big city
|
8:31
|
5. |
Yellow sunshine
|
21:30
|
6. |
Life is a joke
|
5:42
|
Gesamtlaufzeit | 48:19 |
|
|
Rezensionen

Die Geschichte des ersten Albums der Bremer Formation Thirsty Moon begann irgendwann 1971, als die Brüder Norbert und Jürgen Drogies in einem Schallplattenladen über das Debütalbum der ebenfalls aus der Hansestadt stammenden Ikarus stolperten. Dort war nämlich die Adresse von deren Produzenten Jochen Petersen abgedruckt, der bei Ikarus auch die Gitarre und verschiedenen Blasinstrumente bediente. Die beiden Drogies beschlossen Petersen eine Demoaufnahem ihrer Band zuzuschicken. Beides, Band und Demoaufnahmen, gab es zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht. In den nächsten Wochen und Monaten scharten die beiden Bremer fünf Musiker um sich, und Saxophonist Willi Pape brachte die Idee für den Bandnamen mit ("Thirsty Moon" ist eine Exportbiermarke aus Manchester).
Das wenig später eingespielte Demo hat Petersen offenbar gefallen, denn er vermittelte Probeaufnahmen für das gerade neu gegründete Brain-Label der Metronome, welche so erfolgreich verliefen, dass die Gruppe von Brain unter Vertrag genommen wurde. Mit Conny Plank am Mischpult und produziert von Jochen Petersen spielten Thirsty Moon bald darauf ihr selbstbetiteltes Debütalbum ein, welches 1972 veröffentlicht wurde.
Im Beiheft des im Herbst 2006 erschienen CD-Reissues von Long Hair Music schreibt Jürgen Drogies, dass es nicht so einfach war, alle sieben Thirsty-Moon-Mitglieder stilistisch unter einen Hut zu bringen. Sein Bruder und er selbst hatten damals eine Vorliebe für Hendrix und Traffic und repräsentierten, zusammen mit dem Organisten Werner Ranwig, die "Rock-Fraktion" in der Band. Die anderen bevorzugten dagegen eine deutlich jazzigere Ausrichtung, angelehnt an die Musik von Soft Machine und Miles Davis. Eine dementsprechende Mischung ist auf "Thirsty Moon" daher auch vorzufinden.
Jazzrock und klassisch progressive Klänge halten sich auf der Scheibe die Waage, bzw. werden miteinander verschmolzen. Gitarren und Orgel bewegen sich in rockigen Gefilden, während Pape an verschiedenen Blasinstrumenten und das E-Piano eher dem Jazz frönen. Daher lösen sich auf "Thirsty Moon" Orgelprog, schwungvoller Hardrock, psychedelisch-schwebende Abschnitte, Momente mit getragen-feierlichem Gesang, kurze Elektronikexkurse (die wohl auf das Konto von Conny Plank gehen), folkiges Geschrammel und krautig-spacige Jamas mit heftigen, fast freien Saxophoneruptionen, locker-flockig-jazzigen, fast Canterbury-inspirierten Instrumentalabschnitten, wüstem Klangdurcheinander und treibenden Jazzrockern ab. Embryo und Brainstorm waren teilweise in ähnlichem Terrain tätig, auch Petersens Band Ikarus, Xhol (Caravan) oder Out Of Focus.
Der Höhepunkt der Scheibe ist sicher das lange "Yellow Sunshine", eine abwechslungsreiche Suite, die die oben aufgeführten Elemente in sich vereint und durch Planks Mixertätigkeit gelegentlich schön krautig-spacig ausgefallen ist. Aber auch die anderen Stücke können gefallen. Das kurze "Rooms behind your mind" bietet z.B. in der Mitte ein ausgesprochen ausgeflipptes, ja fast besessenes Saxophonsolo von Pape, während "Big City" ein dem Titel entsprechende, nervöse Atmosphäre verbreitet, wenn die Musik jazzig, von der Perkussion vorangetrieben dahinsprintet, unterlegt mit allerlei Sprachfetzten vom Tonband.
Als Bonusnummer für das Long-Hair-CD-Reissue hat Jürgen Drogies ein Stück aus seinem Archiv ausgegraben, über welches im Beiheft keine genaueren Details zu finden sind, welches aber vermutlich ein Auschnitt aus einem Probenraum-Jam ist. Die Klangqualität ist nicht berauschend, doch vermittelt die Nummer einen ganz guten Eindruck von der Live-Präsenz der Gruppe. Besonders Papes Saxophonspiel ist hier hörenswert.
"Thirsty Moon" ist ein starkes Debüt, welches zwar nicht ganz an die Qualität der Nachfolgescheibe "You'll Never Come Back" herankommt (diese ist noch abwechslungsreicher instrumentiert und ein gutes Stück jazziger), welches aber sicher zu den besten Progproduktionen des Jahres 1972 aus Deutschen Landen zählt. Krautrock-Interessierte sollten hier zugreifen!
Anspieltipp(s): |
|
Vergleichbar mit: |
|
|
Veröffentlicht am: |
22.10.2006 |
Letzte Änderung: |
14.2.2007 |
|
|
Zum Seitenanfang
Alle weiteren besprochenen Veröffentlichungen von Thirsty Moon
Zum Seitenanfang
|