More Light
|
|
Informationen
Allgemeine Angaben
|
Label: |
Fazzul Music |
Durchschnittswertung: |
11.5/15 (4 Rezensionen) |
|
Besetzung
Michel Delville |
guitar, guitar synth, electronics |
Markus Stauss |
tenor & soprano sax |
|
Damien Campion |
electric bass, double bass |
Laurent Delchambre |
drums, percussion, electronics |
|
Tracklist
Disc 1 |
1. |
Opening with objects
|
7:43
|
2. |
Perpetuum
|
7:52
|
3. |
OG
|
12:03
|
4. |
More memories
|
8:50
|
5. |
Little Fragment
|
5:21
|
6. |
Surinam
|
11:35
|
7. |
For Jean
|
6:09
|
8. |
Kater Carlo
|
7:43
|
9. |
Alone at lost and found
|
2:18
|
Gesamtlaufzeit | 69:34 |
|
|
Rezensionen

Da sind sie wieder, die Avant-Jazz-Rocker, die sich vielleicht eine der seltsamsten Fragen der Musikgeschichte stellen. 2006 hatten sie mit einem kleinen - wir hier in Franken sagen - "Magenträtzerla" (zu deutsch: Appetithappen) Lust auf mehr geweckt. Jetzt - 2008 - lösen sie das damals gegebene Versprechen - Wir werden mit besserer Ware zurückkommen! - ein.
An zwei Konzertterminen im November 2007 standen Trank Zappa Grappa in Varese? wiederum in Belgien auf der Bühne. Diesmal durfte die Band vermutlich einen Soundcheck machen, der Mischer hatte Ahnung von der Musik und letztlich wurde das Ganze professionell mitgeschnitten. Das Album "More Light" enthält allerdings nur das, was auf der Bühne passierte (Hammill, ick hör' Dir trapsen) und keinerlei Publikumsreaktionen.
In meiner Rezension zu "Stories from the Shed" der Belgier The Wrong Object habe ich geschrieben: Der einzige Mecker ist... es geht noch besser. Dazu gibt es dieser Tage bestimmt noch eine Rezension, in der dies dargelegt wird. Hier ist sie nun. 50 Prozent von TZGIV? bestehen aus den Herren Delville und Delchambre, ihres Zeichens Gitarrist und Schlagzeuger von The Wrong Object. Dazu kommen Markus Stauss am Sax (der auch die gespielten Stücke komponiert hat) und Damien Campion am elektrischen und akustischen Bass.
Und ich will gar nicht viel auf Vergleichen herumreiten, aber haben The Wrong Object schon ein tolles Album abgeliefert, so legen TZGIV? noch einen drauf. Da ist natürlich Markus Stauss, dessen exaltiertes, riffiges Saxofon-Spiel schon mal in eine wildere Kerbe schlägt, als die beiden doch eher jazzig-relaxten Bläser von The Wrong Object. Stauss kreischende Ausbrüche, aber auch seine filigranen Zwischenspiele ziehen den Hörer in ihren Bann. Aber vor allem scheinen sie Michel Delville aus der Reserve zu locken, der hier weitaus vehementer, selbstbewusster, rockender, heftiger zu Werke geht, als auf allen anderen Alben, die ich bisher von ihm gehört habe. Seine zerrenden, kratzigen, kantigen Gitarrensoli und -riffings liefern sich ein ums andere Mal Duelle mit dem Sax. Zusammen mit Schlagzeuger Delchambre sorgt Delville außerdem mit "Electronics" und Gitarren-Synth wieder für einigen ausgefallenen Klangwaber.
Aber nicht nur Delville wirkt angestachelt und ausgelassen, auch der jungen Laurent Delchambre geht noch ein Stück mehr aus sich heraus und trommelt, dass sich die Felle biegen. Groovige Rhythmusarbeit in den jazzrockigen Abgeh-Passagen, filigrane Begleitung zu den teilweise avantgardistischen Klanggebilden, wenn sich die Band quasi besonnene Momente gönnt, Delchambre trifft den richtigen Ton und die richtige Stimmungslage. Besonders beeindruckend sind die Quasi-Unisono-Parts zwischen Gitarre und Schlagzeug in "Perpetuum", die immer wieder von Sax-Explosionen getoppt werden.
Bei soviel Kraft und Power verschwindet Bassist Campion fast ein bisschen im Hintergrund. Aber zu unrecht, denn seine melodischen Läufe und sein knarziger Basston bilden letztlich Grundlage und Zusammenhalt für das wilde Wirken seiner Kollegen.
Die teilweise bekannten Stauss'schen Kompositionen klingen in den Interpretationen von TZGIV? wieder ganz neu und ganz anders. Was vielleicht auch an der vordergründigen Stellung der Gitarre liegt, die ja in den meisten anderen Stauss-Projekten keine große Rolle spielt. Trank Zappa Grappa in Varese? beantworten ihre Frage natürlich auch hier wieder nicht endgültig, aber die hochanregende und hochaufregende musikalische Diskussion des Themas lässt eigentlich keine Wünsche offen. Zu schweißtreibendem Rock und elegant-avantgardistischem Jazzrock gesellt sich hier noch ein guter Schuss energetischer Punk. Ein Cocktail den man heiß genießen muss. Viel Spaß!
Anspieltipp(s): |
Perpetuum, Little fragment |
Vergleichbar mit: |
The Wrong Object mit noch mehr Rock- und Punkpower und ein paar schrägeren Tönen |
|
Veröffentlicht am: |
14.3.2008 |
Letzte Änderung: |
13.10.2013 |
|
|
Zum Seitenanfang

Dass Humor den vier Musikern von Trank Zappa Grappa in Varese? sehr wichtig ist, offenbart schon alleine der zugleich witzige und irreführende Bandname. Mir ist inzwischen auch klar, dass Trank Zappa Grappa in Varese? keine Zappa-Coverband sind, trotzdem suche ich anfangs unwillkürlich nach denkbaren Einflüssen von Frank Zappa. Und schon in dem eröffnenden "Opening with objects" soliert Herr Delville, als wollte er Zappa auf seiner Gitarre nacheifern. Umrahmt wird "Opening with objects" von bissigen Tenor- und Sopransaxophonbeiträgen des Herrn Stauss. Unterlegt wird das alles von einer kreativen Rhythmustruppe, in der vor allem der Schlagzeuger mit diversen Kunststückchen auf sich aufmerksam macht
"Perpetuum" weist einen interessanten Aufbau auf. Im ersten Teil rockt die Gitarre zum röhrenden Saxophon, nach einem Intermezzo mit gestrichenem Kontrabass leiten die beiden Solisten den nächsten Teil ein, in dem der Gitarrist mittels kleiner Verzögerung mit sich selbst um die Wette soliert. In der Fortsetzung klingen die Gitarrensolos für mich, als würden da ca. drei Gitarristen mitspielen: einer auf dem Gitarrensynthesizer, der zweite beeinflusst von F.Zappa, der dritte eher von Fred Frith.
"OG" ist im ersten Teil weniger rhythmusorientiert. Die Gitarrensolos fallen meistens eher getragen aus, die Saxsolos sind dagegen um einiges aggressiver, avantgardischer, stellenweise auch freejazzig, humorig und folkloristisch.
Einige Passagen von "More memories" (nicht zuletzt diese mit den Bass-Solos) verlangen einem die Konzentration eines erfahrenen Jazzhörers ab. Diese ruhigeren Momente werden durch anarchistisch-aggressiven Teile der Gitarren- und Saxsolos konterkariert. Das Thema des Stückes fällt durch Frage und Antwort-Spiel der beiden Solisten auf. Die beiden Solisten sind auf "More memories" eigentlich keine mehr, vielmehr bilden die hier ein eingespieltes Duo, das sich viel zu sagen hat.
An "Little Fragments" gefällt mir am meisten die dichte Gitarrenbegleitung, die den Saxparts zuteil wird.
"Surinam" ist mit ausgedehnten Solos fast aller Beteiligten doch am stärksten dem Avant-Jazz verpflichtet, wobei mir die meisten Gitarren-Sax-Dialoge nachvollziehbar und durchdacht erscheinen.
"For Jean" überzeugt durch komplexes und ausgebautes Thema, dessen mehrfache Ausführung die Improvisationen umschließt. Wiederholt kommt auch hier die Neigung des Gitarristen zu elektronischen Spielereien zum Vorschein.
Urteilt man nach dem "Kater Carlo" genannten Stück, muss der so bedachte Kater doch ein temperamentvolles und intelligentes Biest sein.
Zum Abschluss befindet sich der in "Alone at lost and found" solierende Herr Delville mal wieder auf Spuren von F.Zappa.
Die Bezeichnung Punk-Jazz passt hier ganz gut, spielen Trank Zappa Grappa in Varese? doch meistens kurzweilige Musik, bei der sowohl aufgeweckte Jazz-Liebhaber als auch Hörer, denen bei vielen Jazz-Produktionen der Biss fehlt, auf ihre Kosten kommen werden.
Anspieltipp(s): |
|
Vergleichbar mit: |
|
|
Veröffentlicht am: |
27.3.2008 |
Letzte Änderung: |
27.3.2008 |
|
|
Zum Seitenanfang

Trank Zappa Grappa in Varese? Nun, was Zappa so getrieben hat, ob er überhaupt einmal in Varese war, weiß ich nicht. Ich selbst habe allerdings schon einige Grappas in Varese getrunken, lebt dortselbst doch ein guter Freund von mir. Der ist allerdings ein großer Verehrer von Paolo Conte und von Zappa oder gar Varèse hat er nicht viel Ahnung. Trank Varèse Grappa in Varese? Auch dass weiß ich natürlich nicht. Geboren wurde er in Paris und die meiste Zeit seines Lebens hat er in New York verbracht. Wie auch immer, ich denke sowohl Edgar Varèse als auch Frank Zappa hätten durchaus Gefallen an der auf "More Light" zu findenden Musik gefunden.
Im Grunde ist das hier Gebotene, wenn man denn unbedingt ein Stilkonstrukt bemühen muss, eine Art von Free-Rock, oder Free-Jazzrock. Die vier belgisch-schweizer Protagonisten jammen sich auf "More Light" live durch neun Kompositionen von Markus Stauss, wobei ein nicht geringer Anteil des Gehörten wohl auch improvisiert sein wird, aufbauend auf einem vorkomponierten Grundgerüst. Ausgesprochen neu ist dieses Vorgehen natürlich nicht, auch nicht in dieser Besetzung. Doctor Nerve (nur um ein Beispiel zu bemühen - man könnte sicher noch einige andere nennen und sich dabei immer mehr Zappa selbst und den Mothers nähern) haben Ähnliches schon vor 25 Jahren gemacht. Doch hier geht es Stauss und Kollegen sicher nicht um Innovation, sondern um Spaß und um kreativ-virtuoses Musikmachen.
Und sehr kreativ und ausgesprochen virtuos ist das hier Gebotene. Komplex, dicht verzahnt und gutgelaunt rocken Stauss, Delville, Campion und Delchambre auf "More Light" voran, mal gemächlich, mal flott, mal vertrackt und schräg, immer wieder unterbrochen durch die eine oder andere solistische Einlage. Bemerkenswert, neben Stauss' wie immer sehr variablem und druckvollem Getröte, sind Michelle Delvilles exzessive, kantige, mitunter geradezu besessen-wüste E-Gitarrenexkurse, die dieser Musik einen durchaus punkigen Charakter verleihen. Kontrastiert wird dieser durch bizarre, seltsam medieval klingende Saxeinlagen Stauss' (man höre z.B. die letzten paar Minuten von "OG"), einigen meditativ-schwebenden Abschnitten (man höre z.B. den Beginn von "OG"), verschiedene Stellen mit sehr freiem Klangdurcheinander und schließlich fast traditionelle Jazzabschnitte (die aber meist schnell wieder aus den Fugen geraten).
Wer zeitgenössischen, progressiven und dabei durchaus zeitlosen Free-Rock schätzt, der sollte auch an den auf "More Light" zu findenden Klängen gefallen finden, insbesondere dann, wenn er auch Varèse, Grappa und Zappa schätzt!
Anspieltipp(s): |
|
Vergleichbar mit: |
|
|
Veröffentlicht am: |
30.10.2009 |
Letzte Änderung: |
30.10.2009 |
|
|
Zum Seitenanfang

Prog Punk Jazz - so die Delville-Stauss´sche Definition der Musk von TZGIV.
Nun, musikalisch hat es wenig mit Punk zu tun, dazu ist hier alles natürlich viel zu durchdacht, professionell und weit entfernt vom Dreiakkorde-Dilettantismus der Sex Pistols. Allerdings merkt man die punkige Einstellung, das Brechen mit Konventionen, das Drauflosspielen aus Spaß an der Musik. Insoweit liegen gekonnte Improvisation studierter Musiker und stümperhaftes Gitarrenquälen der 70er Punks sehr nah zusammen.
Jazz? Klar, aber eher eine Art Jazzrock. Nein, nicht der, den Bands wie Weather Report, Return to Forever oder ähnliche Formationen in bekannt hervorragender Art und Weise präsentierten. Viel kantiger, schroffer klingt das, was man auf "More Light" zu hören bekommt.
Und Prog, also im Wortsinne fortschrittlich, ist sowieso alles, was sich durch wohltuende Beherrschung von Instrumenten und Kompositionstechniken vom immer schlimmer werdenden Radioeinerlei unserer Tage abhebt.
Der Leser dieser Seiten will natürlich immer auch Vergleiche, und die fallen eher schwer.
Vom Namen der Band sollte man sich nicht irritieren lassen, vor allem dann nicht, wenn man von Zappa vorwiegend die erfolgreicheren 70er Alben wie "Joe´s Garage", "Sheik Yerbouti" oder das fabelhafte Livewerk "Roxy and Elsewhere" kennt.
Wenn man hier schon Namedropping betreibt, sollten z.B. die Art Bears (ohne Dagmar Krauses Gesang) oder Curlew mit dem leider viel zu früh verstorbenen Tom Cora Erwähnung finden. Auch John Zorns "Naked City" versprühten dieses härtere Free-Jazz-Feeling, das bisweilen aufkommt.
Aber wie gesagt, das sind allenfalls persönliche Assoziationen, wie sie mir beim Hören dieser CD in den Sinn kommen. Ausreichend beschrieben ist diese wirklich spannende Musik damit noch lange nicht.
Da hilft wohl nur eins: selbst hören!
Anspieltipp(s): |
|
Vergleichbar mit: |
|
|
Veröffentlicht am: |
26.2.2010 |
Letzte Änderung: |
18.3.2014 |
|
|
Zum Seitenanfang
Zum Seitenanfang
|