Spirit Animal
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Informationen
Allgemeine Angaben
Besetzung
Steve Moore |
Acoustic, Electric & Bass Guitars; Synthesizers |
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A.E. Paterra |
Drums; Synthesizers |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Spirit Animal
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14:00
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2. |
Spirit Warrior
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8:53
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3. |
Earthly Powers
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10:44
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4. |
Cosmic Powers
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6:46
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5. |
Through Time
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17:29
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Gesamtlaufzeit | 57:52 |
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Rezensionen

Ich habe mal recherchiert auf unseren Seiten und zu Relapse Records sechzehn Treffer erhalten. Bis auf "Saurian Meditation" von Karl Sanders spuckt die Suchfunktion nur Bands/Alben aus, die man mehr oder minder der Sparte Metal zuordnen kann. Dies ist freilich keine Überraschung, denn von Relapse erwartet man vor allem eins: Härte!
Hart klingt bei Zombi jedoch am ehesten noch der Bandname, denn die Musik der beiden Multiinstrumentalisten Steve Moore und A.E.Paterra ist es nicht wirklich. Geboten wird stattdessen instrumentaler und sehr episch ausladender Progrock mit viel Keyboards und 70er-Flair. Aus den Lautsprechern dringen Genesis, Goblin, King Crimson, Pink Floyd, Rush, aber auch Jean-Michel Jarre und Tangerine Dream, dass es eine wahre Freude ist. Es fuzzt und mellotront an allen Ecken und Enden, und klänge das nicht alles so verdammt fett, würde man wohl kaum erwarten, dass hier 2009 draufsteht.
Früher musste man bei der Musik von Zombi noch irgendwie an Filmscores von John Carpenter denken, was ihre Alben eher für Freunde anachronistischer Synthie-Musik und vielleicht noch für ein paar versprengte Fans der Franzosen Air interessant machte. Auf "Spirit Animal" stehen zwar immer noch die Synthies im Vordergrund, aber Gitarre und Bass werden hier mehr in Stellung gebracht als zuvor, und an keiner Stelle klingt es so, als hätte sich da ein Keyboarder nur zum Spaß auch mal eine Gitarre umgehängt. Cineastisch bleibt die Musik immer noch, was wohl auch am nach wie vor fehlenden Gesang und den langen Songs liegt, und zumindest vor meinem geistigen Auge ist beim Hören des Albums viel passiert.
Der Opener erschlägt zwar zunächst mit seinem ekligen Pomp, seinen pathetischen Keyboardfanfaren und der schmockigen Gitarre, doch der sehr präsente Bass schafft es letztlich, mich dazu zu bringen, mit ausgestreckter Faust und wehenden Haaren Zeuge eines imaginären Kampfes zwischen Gut und Böse zu werden, der sich vor meinem Fenster abspielt. Im Pianoteil gibt es noch eine kleine Liebesgeschichte zwischen einer niedlichen Elfe und einem edlen Ritter, bevor die Freiheit des Auenlandes zäh und anstrengend weiterverteidigt werden kann. Puh, was für ein Klotz!
Das anschließende "Spirit Warrior" klingt dann schon eher wieder wie das, was man von Zombi bislang kannte, aber auch hier haben sie noch eine Schüppe draufgelegt. Man wird von einem rasanten 6/8-Takt angetrieben, und die Musik hat nun eher was von Captain Future als von Bilbo Beutlin. Der gemeine Progger wird dennoch durchgängig gut bedient, denn auch dieser Song hat einen Spannungsbogen und erzählt ganz eindeutig eine Geschichte, bei der ich mich am Ende wiederum fragen muss, ob die Guten es tatsächlich noch schaffen können oder die Welt, wie wir sie kannten, in Trümmern liegt und von hässlichen gehörnten Wesen regiert wird.
Und dann kommt es - das Stück, bei dem es mich wundern würde, wenn Anhänger der oben genannten Bands nicht auf die Knie fallen würden. Das ist auf den Punkt gebrachter und in die Neuzeit überführter Retroprog vom Feinsten, und wieder schaffen es Zombi, dass ihre Instrumentalmusik auch ohne Texte Bilder erzeugen kann. Wahnsinn!
Wenn ich nun über "Earthly Powers" nichts mehr und über die letzten beiden Songs nicht mehr viel schreibe, heißt das nicht, dass sie schlecht sind. Es ist lediglich so, dass man meiner Meinung nach schlicht und einfach schon jetzt blind zu der Platte greifen sollte, wenn man bis hierher das Gefühl hatte, Gefallen an diesem Spektakel finden zu können. Nur so viel: bei "Cosmic Powers" siebenachtelt es, und in der zweiten Hälfte kommen noch Spacerock-Klänge ins Spiel, wie man sie von Ozric Tentacles kennt. Beim Rausschmeißer "Through Time" wird es dann dank des sehr markanten Basses noch einmal heavy und düster, bevor dieses wirklich beeindruckende Album in den letzten drei Minuten mit elektronischem Geplucker langsam ausklingt (wer am Ende gewinnt, sage ich nicht).
Nach den ersten knapp zwei Minuten hätte ich drauf schwören können, dass ich "Spirit Animal" hassen würde, aber dieser Kopfkino-Film ist gut, wirklich gar nicht übel!
Anspieltipp(s): |
Earthly Powers |
Vergleichbar mit: |
Genesis und Tangerine Dream kämpfen für die Freiheit des Auenlandes und werden von Captain Future dabei unterstützt. |
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Veröffentlicht am: |
16.4.2009 |
Letzte Änderung: |
27.5.2014 |
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Prinzipiell finde ich den Ansatz, den Zombi auf ihrem Drittwerk "Spirit Animal" verwenden, interessant. Retroprogressives wird hier mit modernen Elementen verknüpft.
Wie schon von Andreas ausgeführt, gibt es in den durchgehend instrumentalen Stücken mal klassische Genesis-Symphonik, mal mäßig aggressive Synthesizer-Sequenzen nach Art der Berliner Schule. Zusammengehalten werden diese beiden Komponenten von der meist treibenden Rhythmusarbeit. Hinzufügen möchte ich noch, dass einige der psychedelischeren Passagen auch Reminiszenzen an Spacerockbands wie Hawkwind oder Nektar zulassen. Ein schönes Beispiel hierfür ist die ruhige Passage nach ca. 6 Minuten des Openers und Titelsongs: Zu einer monotonen Klaviersequenz gesellen sich nach und nach sanfte Mellotronakkorde, Flöteneinsätze und Akustikgitarre. Das ist schönste hippieske Harmonie zwischen Weltraum und Wald-und-Wiesen-Naturalismus und lässt sich schön mit Hawkwinds "Hall Of The Mountain Grill"-Titelstück vergleichen.
Allerdings, um nun mal zur Kritik zu kommen, liegt das Problem bei "Spirit Animal" (dem Album) auch gar nicht daran, dass die Vorbilder die falschen wären. Im Gegenteil, für Freunde von allerlei Retrosounds sollte dieses Album sogar eine wahre Fundgrube sein. Hingegen finde ich es aber höchst anfechtbar, dass die meisten Stücke eben recht lang sind und trotz sogar vorhandenen Strukturen eher so am Hörer vorbeilaufen. Das wiederum liegt zumeist daran, dass es im Gegensatz zu den zitierten Vorbildern kaum Soli oder vergleichbare melodische Elemente gibt. Stattdessen reiht sich in Stücken wie "Earthly Powers" Synthie-Sequenz an Bassriff an Mellotronakkord an rhythmischen Klaviereinsatz. Höhepunkte gibt es kaum, alles ist bis zum Äußersten auf den Rhythmus hin ausgerichtet. Und so kann zumindest ich mich auch kaum an markanten Punkten mit Wiedererkennungswert hochziehen. Die meisten Sequenzen laufen sich nach minutenlanger Wiederholung schlicht und ergreifend tot.
Interessanterweise wird ja eine gewisse Einförmigkeit immer der reinen Elektronik vorgeworfen. Tatsächlich finde ich diese Monotonie aber nicht bei Klaus Schulze und "Bayreuth Return", sondern eben bei Zombi und "Through Time". Hier möchte ich darauf hinweisen, dass in dieser Art von Elektronik eine ganz andere Variante der Progression verwendet wird, und zwar mehr eine solche mit Blick auf die Harmonien bzw. Stimmungen der Stücke. "Spirit Animal" hingegen verhält sich da recht sperrig und über weite Strecken eben doch zu lang. Und so ist dann mit "Cosmic Powers" ausgerechnet das kürzeste Stück der Platte auch das schlüssigste.
Versteht mich nicht falsch: Natürlich ist "Spirit Animal" ein interessantes Album mit einer Anzahl an guten Ideen, viel Spielfreude und auch genügend Originalität für eine weitgehende Retroscheibe. Allerdings sei davor gewarnt, dass die meisten Stücke sich eben ziemlich ziehen und viele Parts einfach totgeritten werden. Ein wenig schade; dabei bin ich nicht mal überzeugter Anhänger der Zappelprog-Fraktion.
Abschließend noch der Hinweis dazu, dass die Anklänge an den hymnischen Pastoralprog in der geschilderten Form auch nur im Opener vorhanden sind. Insofern ist der Verweis auf Genesis & Co. eher ein Strohfeuer.
Anspieltipp(s): |
Spirit Animal, Cosmic Powers |
Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
1.6.2011 |
Letzte Änderung: |
18.6.2011 |
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