en-trance
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Eigenverlag |
Durchschnittswertung: |
11.5/15 (2 Rezensionen) |
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Besetzung
Philipp Harnisch |
alto sax, glockenspiel, voice |
Bernhard Geigl |
keys, voice |
Bernhard Höchtel |
keys, voice |
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Robert Pockfuss |
guitar, voice |
Markus Steinkellner |
guitar, voice |
Niki Dolp |
drums, percussion, voice |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Airuin
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11:23
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2. |
Hotbed
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5:52
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3. |
Makeup
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7:17
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4. |
Luv
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7:36
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5. |
Poskok
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2:40
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6. |
Lauraskills
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6:09
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7. |
Filter
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9:17
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Gesamtlaufzeit | 50:14 |
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Rezensionen

Arktis/Air aus Wien sind schon wegen ihrer Besetzung auffällig... sozusagen ein Doppeltrio bei dem allerdings Schlagzeug und Saxofon einzeln besetzt sind. Daneben gibt es zwei Gitarristen und zwei Keyboarder. Ich durfte Arktis/Air bei einem Konzert im Nürnberger MUZclub kennenlernen. Hilfreich für Hörer, die eher aus dem Rockbereich oder dem 'traditionellen' Progressive Rock kommen. Die Live-Bühne ist die natürliche Heimat der Österreicher. Die Studio-Sau scheint halt doch ein anderes Ding zum Herauslassen zu sein, gerade bei dieser Art von Musik.
Aber nicht das jetzt jemand denkt, der Zweitling der Band - „en-trance“ - wäre nun irgendwie schlecht...ganz im Gegenteil, das ist ein ebenso beeindruckendes, wie letztlich auch mitreißendes Album.
Die Gitarren und Tasten bauen beeindruckende Klangkathedralen auf. Verschlungene Instrumentallinien, kraftvolle Klangeffekte, gewaltige Flächen, schroffe Noise-Attacken vermengen sich zu einem wilden Gemisch, mal im Untergrund bohrend, mal archaisch auf den Hörer einprügelnd. Die Klanggeflechte werden schon auch mal stoisch repetitiert, bis sie sich in die hintersten Synapsen einbrennen. Ein fast rituelles Erlebnis.
Dazu treibt das wuselige Schlagzeug die Stücke unerbittlich voran und kreischt und jammert das Saxofon. Es ist gut, wenn man keine Sax-Phobie hat, wenn man die Musik von Arktis/Air genießen will. Überhaupt, während die Band überwiegend eine Art orchestralen Gesamtklang (allerdings des Höllen-Orchesters persönlich) kreiert, verbleibt dem Saxofonisten sozusagen alleinig die Rolle des Solisten. Gesungen wird hier nicht, trotzdem erklingen ab und an vokale Effekte, die aber eher als Teil der Instrumentierung durchgehen.
So entfachen die Österreicher also ihre ganz eigene Mischung aus Free Jazz, metallischen Passagen, postrockigen Elementen, Avant-Rock und wüstem Krach... mit nur wenigen meditativen Ruheinseln. Nur kleine Ruhe-Elemente vor dem nächsten Sturm. Und selbst in den ruhigen Passagen wird eine nahezu unerträgliche Spannung aufgebaut. Für Freunde des Besonderen, Klangabenteurern und Freakshow-Jünger auf jeden Fall eine Entdeckung wert.
Anspieltipp(s): |
Airuin |
Vergleichbar mit: |
Electric Masada, Painkiller, so die Richtung... |
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Veröffentlicht am: |
9.3.2014 |
Letzte Änderung: |
9.3.2014 |
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"En-Trance" von Arktis/Air (den getrennten Titel hatte merkwürdigerweise schon mal Klaus Schulze für ein Album verwendet) beginnt ziemlich schroff: In "Airuin" dröhnen die Gitarren vor lauter Rückkopplungen oder holzen herrlich ausgewetzt klingende Krummtakt-Riffs runter, während Keyboards und Saxofon schräge Töne beisteuern, und zum Ende gibt es eine genüsslich brutzelnde Klangcollage. "Hotbed" groovt munter vor sich hin (der Bass!), worüber Freiform-Einsätze von Synthesizern und Saxofon gelegt werden. Auch "Makeup" ballert anfangs brutal los, nur um nach einer einminütigen Schlagzeug-Eruption auf einmal Soundscapes einzuschieben und erste in der zweiten Hälfte wieder mit vereinten Kräften zu agieren.
Bis hierhin erinnert dieser Stil an den fiesen Krach-Prog, wie ihn dereinst die Flying Luttenbachers, Ruins oder aktuell auch Bands wie Theusz Amstrad gespielt haben (ganz zu schweigen von Extremisten à la Monophonist). Im vergleich zu jenen Kapellen fehlt es den eher spontan agierenden Artkis/Air allerdings ein wenig an Durchschlagskraft, und auch ließe sich die relativ geringe kompositorische Substanz der Stücke anprangern. In letzterer Hinsicht hatten dereinst Tarantula Hawk doch etwas mehr zu bieten. Punkten können Arktis/Air in diesem Zusammenhang jedoch mit ihrem verhältnismäßig vielseitigen Klangbild, und zudem geht der Band die Musik offenbar auch ziemlich locker von den Händen, was wiederum ein Link zu Kapellen wie Rotor oder ihren Landsleuten Collector Base Emitter wäre.
Lustigerweise schlagen Arktis/Air ab "Luv" allerdings einen gänzlich anderen Weg ein. Auf einmal ertönt ein relaxter Synthie-Rhythmus, die Begleitung dazu fällt teilweise jazzig aus, und gegen Ende gibt es einen Jam (ganz entfernter Vergleich: "Free Form Guitar" von Chicago). "Poskok" dagegen bedient noch mal das Schema der ersten Nummern, ehe der "neue" Stil auf "Lauraskills" weitergeführt wird. Im Großen und ganzen bewegt sich das Sextett in der zweiten Albenhälfte überraschenderweise vielmehr im Grenzbereich von Krautrock à la Neu! und spartanischerem Postrock. Umgekehrt lässt sich dem abschließenden "Filter" mit seiner von auf- und absteigenden Unisono-Läufen geprägten Melodik eine Verwandtschaft zu alten King-Crimson-Klassikern ("Larks' Tongues In Aspic, Part II", "One More Red Nightmare", "Pictures Of A City") nicht absprechen. Hier demonstriert die Band dann endlich auch durchgehend eine hochklassige und schlüssige Komposition.
Unterm Strich ist "En-Trance" damit eine unterhaltsame Angelegenheit. Die zuvor genannten Mängel relativieren sich durch die Tatsache, dass Arktis/Air jederzeit flexibel, locker und höchst kompetent agieren. Insofern lässt sich das Album trotzdem gut durchhören, zumal spätestens die zweite Hälfte auch für die nötige Abwechslung sorgt. Und allzu oft hört man diesen Stil ja nun auch nicht - die meisten der in diesem Text zum Vergleich herangezogenen Platten sind viel älter als der durchschnittliche Wein zum Festtagsbraten.
Anspieltipp(s): |
Airuin, Hotbed, Filter (!) |
Vergleichbar mit: |
kreativem Chaos ;-) |
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Veröffentlicht am: |
24.4.2014 |
Letzte Änderung: |
24.4.2014 |
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