Arbeit macht frei
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Cramps |
Durchschnittswertung: |
14/15 (1 Rezension) |
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Besetzung
Victor Edouard Busnello |
Ance |
Giulio Capiozzo |
Percussioni |
Yan Patrick Ehrard Djivas |
Basso/Contrabbasso |
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Patrizio Fariselli |
Piano/Piano elettrico |
Demetrio Statos |
Organo/Voce/Steel drums |
Paolo Tofani |
Chitarra/VCS3 |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Luglio, agosto, settembre (nero)
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4:00
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2. |
Arbeit macht frei
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7:56
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3. |
Consapevolezza
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6:06
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4. |
Le labbra del tempo
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6:00
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5. |
240 chilometri da Smirne
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5:15
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6. |
L'abbattimento dello Zeppelin
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6:52
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Gesamtlaufzeit | 36:09 |
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Rezensionen

Das Debüt von Area stammt aus einer politisch aufgeregten Zeit. Sowohl Texte wie optische Aufmachung der Platte reflektieren dies in herausfordernder Weise. Die Hülle zeigt außen mehrere Holzfiguren mit Helmen, die nur die Münder freilassen, während Augen, Ohren und Nasen verdeckt sind. An genitalartig hervorstehenden Hebeln befinden sich Vorhängeschlösser. Doch gleichzeitig recken diese in sich selbst eingesperrten Figuren in der erhobenen Rechten die Schlüssel zu den Schlössern in die Luft.
Auf dem Innencover sieht man die Bandmitglieder inmitten von Gegenständen voll politisch-religiösem Symbolgehalt: Hammer und Sichel liegen - als reale Werkzeuge - auf dem Boden, ein Revolver findet sich direkt neben einer Engeldarstellung. Um einen der Musiker-Köpfe ist eine Kefije geschlungen, das arabische Kopftuch, in den 70ern oft abschätzig als "Al-Fatah-Tuch" bezeichnet. Ein Foto zeigt den Zugang zum nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz, das (ebenso wie z.B. Dachau) zu den KZs gehörte, an deren Toren die zynischen Worte „Arbeit macht frei“ zu lesen waren. Dieser Slogan ist zugleich der Titel des Albums. Er wird hier aus einer revolutionär-linken Haltung heraus von einer Gruppe gebraucht, die in einer solchen Provokation offenbar eine wirkungsvolle Kritik an politischer Unterdrückung und kapitalistischer Ausbeutung sah. Nicht weniger brisant ist der Titel des Eröffnungstracks „Luglio, agosto, settembre (nero)“, denn bei diesem „schwarzen September“ handelt es sich selbstverständlich um eine Anspielung auf die palästinensische Terrororganisation, die 1972 - ein Jahr vor der Veröffentlichung des Area-Albums - in München das Attentat gegen die israelische Olympiamannschaft verübte.
Die Area-Texte sind – soweit mein schwaches Italienisch die Beurteilung zuläßt – nicht so parolenhaft, wie man angesichts des Gesagten vielleicht befürchten könnte. Die zeitgleichen Lyrics einer deutschen Gruppe wie „Ton, Steine, Scherben“ jedenfalls waren dem Klassenkampf in nicht geringerem Maße verbunden und erscheinen mir in der Rückschau sogar sehr viel stärker auf agitatorische Wirkung hin berechnet als bei Area. „Luglio, agosto, settembre (nero)“ beispielsweise läßt sich als Anklage gegen eine Welt lesen, die Menschen in die Gewalt zwingt. Doch wird der Krieg, den diese Menschen führen, als „Krieg gegen die Humanität“ bezeichnet, was man sicher nicht als unbekümmerte Rechtfertigung bezeichnen kann. Für textliche Detailanalysen fehlt mir allerdings die sprachliche Kompetenz. Es wäre schön, wenn sich vielleicht ein babyblauer Rezensent mit ausreichenden Italienisch-Fähigkeiten finden würde, der hier einspringen könnte.
Musikalisch gesehen ist „Arbeit macht frei“ ein strahlendes Highlight nicht nur der 70er-Jahre-Musik. Die Mischung aus orientalischer Ornamentik, Jazz, Rock und freier Improvisation funktioniert in restlos überzeugender Weise. Zudem erreicht die Stimme von Demetrio Stratos bereits auf diesem Debüt höchste Ausdrucksfähigkeit. Wie auf einer Reihe weiterer Area-Alben ist der Eröffnungstrack – hier das schon mehrfach angesprochene „Luglio, agosto, settembre (nero)“ – sehr stark arabisch angehaucht. Das folgende „Arbeit macht frei“ bietet eine bewegende Mischung aus Jazz und Rock, wobei der Jazz zu Beginn stark überwiegt, die Sache dann aber doch auch einen soliden Rockanteil erhält. Der virtuose, kraftvolle Gesang wirkt mitreißend, nichts klingt akademisch oder bemüht künstlerisch, alles ist überschäumend, unbändig und energiegeladen. Dies setzt sich auf „Consapevolezza“ und auf dem gesamten restlichen Album ohne Einbußen fort. Jeder, der das Mahavishnu Orchestra, aber auch Soft Machine zu schätzen weiß, wird hier eine Perle finden, die diesen Vorbildern in nichts nachsteht. Als Mehrwert erhält er obendrein die einzigartige Simme von Demetrio Stratos.
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
14.1.2003 |
Letzte Änderung: |
11.7.2004 |
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