Schtüng
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Informationen
Allgemeine Angaben
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Label: |
Polydor |
Durchschnittswertung: |
11/15 (2 Rezensionen) |
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Besetzung
David Bowater |
Sax, Flute |
Geoff Boweller |
Drums, Percussion |
Andrew Hagen |
Keyboards, Guitar, Vocals |
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Paul Jeffrey |
Keyboards, Vocals |
Rob Sinclair |
Bass, Vocals |
Morton Wilson |
Guitars, Vocals |
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Gastmusiker
Bruce Robinson |
Arrangements & Conduction of String Sections |
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Tracklist
Disc 1 |
1. |
Soldier
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4:22
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2. |
Love Song
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6:37
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3. |
Tree Song
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5:20
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4. |
Doon the Dummy
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4:16
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5. |
Schooldays
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4:03
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6. |
National Scandal
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4:35
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7. |
Au Revoire
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6:30
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8. |
You See Me Coming (live)
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4:03
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Gesamtlaufzeit | 39:46 |
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Rezensionen

Schtüng kamen aus Neuseeland, genauer aus Wellington, wie auch die Kollegen von Airlord. Ihr einziges Album erschien 1977 (wie das von Airlord) und danach verschwand die Gruppe wider von der Bildfläche (vermutlich). Viel mehr habe ich über die Band nicht herausgefunden. Ihre LP erschien immerhin bei Polydor und wurde bisher nicht legal auf CD veröffentlicht. Wie aber im Fall des einzigen Albums der schon erwähnten Airlord, haben sich Bootlegger auch dieses Albums angenommen. Besser als gar nichts, mag man sich denken, doch wäre mir ein offizielles Reissue lieber.
Zur Musik. Airlord sind eigentlich schon ein ganz guter Vergleich. Auch auf "Schtüng" gibt es Genesis-Einflüsse, auch wenn diese nicht ganz so deutlich sind und die Musik mich eher entfernt an die besseren Nummern von Supertramp erinnert. Aber Schtüng machen eigentlich ihr eigenes Ding. Ein sehr melodischer und lockerer, gelegentlich in poppige Gefilde vorstossender Symphoprog wird hier geboten, der vor allem von den gut besetzten Tasten beherrscht wird. Dazu kommen Sax und Flöte, die recht ausgiebig zum Einsatz gebracht werden, eine sich nur selten in den Vordergrund spielende E-Gitarre, etwas Akustikgitarrengeschrammel, der angenehme, oft mehrstimmige und mitunter etwas kabarretistisch wirkende Gesang und die verhalten dahingleitende Rhythmusabteilung. Das Ergebnis ist ein sehr vielschichtiger, komplex arrangierter Symphoprog(pop), der mitunter gar ein wenig experimentell und schräg geraten ist (das seltsame Ende von "Doon the Dummy" z.B.), der ein paar jazzige Rudimente aufweisst, der sich in bezug auf die Gesangsdarbietungen eher am damals zeitgenössischen Artpop orientiert, der auch ab und zu einige Schmalzstreicher einsetzt und der alles in allem ziemlich humorvoll und melodisch aus den Boxen purzelt. Wirklich schön ist das relativ lange "Au Revoir", welches sehr getragen und klangvoll von den Tasten dominiert dahingleited, voller elegisch jaulender E-Gitarrenklänge und kurzen Flötenseufzern. Als Bonus gibt es auf der CD noch eine Live-Nummer, die sich stilistisch dem Rest gut anfügt.
Mitunter werden in der Musik der Kollegen von Airlord Rudimente ausgemacht, die Richtung Neoprog deuten. Ich bin zugegebnermassen überhaupt kein Experte in Bezug auf solcherlei Klänge, doch würde ich fast wagen zu behaupten, dass auch in der Musik von Schtüng ein paar schüttere Wurzeln des Neoprogsounds zu finden sind (auch wenn die Keyboards hier durchaus qualitätvoll und gekonnt eingesetzt werden). Wie auch immer, die Platte macht Spass, und bietet einen durchaus gelungenen Versuch Progressives und Komplexes in einem eingänglichen, lockeren und melodischen Gewand zu präsentieren. Schön!
Anspieltipp(s): |
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Vergleichbar mit: |
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Veröffentlicht am: |
8.5.2006 |
Letzte Änderung: |
11.8.2015 |
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Schtüng aus Neuseeland glänzen mit grotesk und auch romantisch anmutenden Arrangements, die in ein symphonisches Rock-Pop-Gewand gehüllt sind und mit phasenweise herrlich schmalzigen Streicherarrangements versehen sind. Die Kompositionen der Kiwis sind stellenweise von einem verschrobenen Charakter durchdrungen. Das mutete so wie eine Art von Vaudeville-Progrock an. Genau von dieser im 19. Jahrhundert populären Form des musikalischen Singtheaters inspiriert wirken Songs wie "Schooldays" und "National Scandal".
Die musikalische Umsetzung wirkt trotz aller verschmitzten Komik erstaunlich virtuos und perfekt arrangiert. Die schrulligen (Nonsens)elemente sind in anmutig vorgetragene Symphonic-Schwelgereien gehüllt, die ganz unvermittelt hervortreten. Dies ist dann von einer zarten Eindringlichkeit erfüllt. Das beste Beispiel hierfür ist der episch angelegt Opener "Soldier". Trotz der formalen stilistischen Gegensätze wirkt der musikalische Inhalt keinesfalls zerfahren, sondern wie ein nostalgisch augenzwinkernder Abgesang auf den klassischen Progrock.
Mit "Love Song" wird vorexerziert, wie kitschfrei ein Liebeslied klingen kann. Die nachfolgende Nummer ?Tree Song? beschreibt poetisch und verspielt das Zwiegespräch eines Menschen mit einem Baum.
Der Gesang zeigt sich äußerst abwechslungsreich und variiert zwischen dem kabarettistischen Music Hall-Gesangsstil des frühen 20. Jahrhunderts sowie gepflegter Easy-Listening-Ästhetik. Die poprockig-symphonischen Orchesterarrangements lassen Vergleiche mit den Amerikanern Ambrosia ziehen.
Das Instrumental "Au Revoir" steht in seiner zartgliedrig-spröden Schönheit als elegisch dahin gleitendes Zuckerhäubchen eines sehr abwechslungsreichen Albums da. Hier erinnern Schtüng an die Amerikaner Happy The Man. Der Titel ist programmatisch und besitzt fast schon einen prophetischen Charakter. Das wirkt so, als ob sich die Band schon darüber im Klaren war, dass sie sich bereits nach einem einzigen Album wieder von der Bildfläche verabschieden musste. Hier fließt dann eine musikalische Wehmut mit hinein.
Den Quervergleich mit Airlord im Sinne von einem Proto-Neoprog kann ich nicht so recht nachvollziehen. Dies schließt sich eigentlich von vornherein aus, da kaum Gemeinsamkeiten mit dem klassischen Genesis-Sound vorliegen. Für meine Begriffe bezogen Schtüng ihre Inspiration aus der Unterhaltungsmusik des frühen 20. Jahrhunderts und verquickten diese mit wohl dosiert komplexen Schnörkeln der Rockmusik.
Wirklich schade, dass die Band völlig in Vergessenheit geraten ist und wohl erst jetzt vor ihrer Wiederentdeckung steht. Wie es bei Major-Veröffentlichungen von "verschollenen" Alben aus den 70er Jahren fast die Regel ist, besteht wenig Hoffnung auf eine legale Wiederveröffentlichung. Somit handelt es sich im Fall von diesem "semi-offiziellen" Reissue wohl um ein stinknormales Bootleg. Eine zweifelhafte Angelegenheit.
Ich schließe mich mehr oder weniger der Meinung meines Vorredners an und versuche somit, die Wiederentdeckung dieser Perle weiter voranzutreiben. Mich würde interessieren, wie die Band ihren Namen ausgesprochen hat. Schön wäre es, mehr über sie zu erfahren. Im Fall von diesem Album wird auch mal wieder offensichtlich, wie schnelllebig doch das ganze Musikbusiness ist. Da wird ein Album einfach so ausgegraben und niemand scheint sich mehr daran erinnern zu können. In fast schon archäologischer Manier muss danach geforscht werden.
Anspieltipp(s): |
Soldier, Schooldays |
Vergleichbar mit: |
von Supertramp über Ambrosia bis Happy The Man |
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Veröffentlicht am: |
22.8.2006 |
Letzte Änderung: |
9.7.2014 |
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